Nach einer Pause von 4 Jahren fand auf der 16. Computer Olympiade in Tilburg (Niederlande) wieder ein Backgammon-Wettbewerb statt. Wie immer war es eine freundliche und angenehme Atmosphäre und den Organisatoren gilt der Dank für Ihre großartige Arbeit.
Dieses mal waren nicht nur die Erzrivalen der letzten Dekade GNU Backgammon, vertreten durch Martijn Ruppert und BGBlitz dabei, sondern ein brandneues Programm, Palamedes von Nikolaos Papahristou. Mit ein bißchen Glück hätten noch zwei weitere Programme teilgenommen, was für zukünftige Wettbewerbe hoffen lässt.

Palamedes ist ein neues Programm, das ein wenig anders ist. Es spielt nicht das internationale Backgammon sondern nach den griechischen Regeln für das Spiel Portes. Die Regeln sind fast gleich, bis auf die folgenden Unterschiede:

  • Der Gewinner des ersten Wurfes würfelt erneut.
  • Der Gewinner bekommt einen Punkt für einen normalen Sieg und zwei Punkte für ein Gammon.
  • Es gibt kein Backgammon.
  • Es wird ohne Dopplerwürfel gespielt.
Weiterhin spielt es die Varianten Plakoto und Fevga, die gänzlich andere Regeln haben. Die Regeln sind aber nicht nur anders, sondern es gibt Hinweise dafür, dass die Spiele schwieriger und weniger von Glück beeinflusst sind, weil der Spielbaum stärker verzweigt und die Spiele im Durchschnitt länger sind.

Als Modus wurde Best-of-Three 15 Punkt Matches gewählt. Damit Palamedes auch teilnehmen konnte, haben wir die Regeln wie folgt modifiziert:

  • Die Spiele gegen Palamedes werden ohne Doppler gespielt
  • Um den Doppler zu kompensieren wurde Best-of-Three 7 Punkt Matches gespielt
  • Der erste Wurf wird wie in Backgammon gehandhabt
  • weil Palamedes keine Backgammons kennt durfte Nikos als Stellvertreter einen Gammonverlust anbieten, der angenommen werden konnte oder nicht.

Als zusätzliches Handicap kennt Palamedes keinen Matchscore. Im normalen Matchplay, d.h. mit Dopplerwürfel, wäre das ein sehr ernster Nachteil, weil die Dopplerstrategie sehr stark vom Matchscore beeinflusst ist, insbesondere am Ende des Matches oder bei stark asymmetrischen Punktständen. Ohne Dopplerwürfel ist es ein viel kleinerer Nachteil, hauptsächlich bei Spielständen bei denen Gammons nicht mehr zählen.

Die Spiele waren spannend und fanden in einer entspannten Atmosphäre statt.
Das erste Match zwischen GnuBG und BGBlitz war ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wo der Punktestand sich nie um mehr als drei Punkte unterschied und die Führung mehrfach wechselte. Es endete in einen Double-Matchpoint-Spiel und BGBlitz hatte das bessere Ende für sich. Im zweiten Match führte GnuBG nach zwei Spielen mit 8:0 nachdem die Würfel gegen BGBlitz waren. In den nächsten neun Spielen leistete BGBlitz zähen Widerstand und kam auf ein 9:9 und mit einigen glücklichen Würfeln führte BGBlitz nach Spiel 11 sogar 11:9. Das Match endete mit einem Blitz, in dem BGBlitz im fünften Zug von der Bar nicht einspielen konnte und schließlich 12:15 verlor. Also wurde ein drittes Match notwendig, das praktisch in Zug 19 des ersten Spieles entschieden war. GnuBG spielte mit einem 1-1 zwei Steine von der Bar ein und schlug gleichzeitig einen Stein, was ein gewaltigen Umschwung darstellte. BGBlitz konnte die Führung auf ein 12-14 reduzieren, aber am Ende gewann GnuBG mit 18-12.
Das Spielniveau lag über dem menschlicher Spieler mit Fehlerraten von etwa 1 (BGblitz) und 0,8 (GnuBG). BGBlitz spielte mit 4-Halbzügen Suchtiefe und einem neuronalen Netz, das das Netz für BGBlitz 2.8 werden sollte (am Ende habe ich mich dann doch für ein anderes entschieden). GnuBG spielte auf der Einstellung "Großmeister" was 4-Halbzüge Suchtiefe für Züge und Doppler entspricht (GnuBG zählt die Suchtiefe beginnend mit 0, also ist es in GnuBG-Termini 3-ply)

Das Match von BGBlitz gegen Palamedes folgte. Das erste Match war sehr knapp, Palamedes nutzte 2 Halbzüge Suchtiefe und spielte auf dem Niveau eines starken Menschen. BGBlitz spielte nahezu fehlerlos, aber Palamedes gewann mit 7-5.
Das zweite Match verlief ähnlich. BGBlitz spielte mit einer geringeren Fehlerrate verlor aber schließlich. Oder wie Professor van Herik es auf den Punkt brachte: "BGBLitz hat sein Waterloo in Tilburg erlebt" ;)

Die Geschichte wiederholte sich in den Matches Palamedes gegen GnuBG. GnuBG hatte die bessere Fehlerrate aber Palamedes entschied das erste Match mit 7-5 für sich. Im zweiten Match wurde Palamedes ein Opfer, dass es Backgammons nicht berücksichtigt und gab GnuBG in Spiel sieben einen entscheidenden Vorteil, sodass GnuBG ausgleichen konnte.
Im entscheidenden Match erzielte Palamedes schnell einen Vorteil den GnuBG nicht aufholen konnte und so gewann Palamedes mit 7-3 und war der Gewinner des Backgammon Wettbewerbs in Tilburg.

Glückwünsche an Nikolaos Papahristou, einen sehr freundlichen Menschen, der den Sieg verdiente.

P.S.: Später fanden wir heraus, das der antike Grieche Palamedes der Erfinder der Würfel gewesen sein soll. Wer kann mit solchen Mächten konkurrieren? :)

Die Matches sind hier

Hier ein paar Bilder aus Tilburg 2011:
Atmosphäre in Tilburg
Ein Blick auf den Wettbewerb
Bild von Martijn und Nikos
Martijn und Nikos "bei der Arbeit" :)
Bild von Martijn and Frank
Martijn und Frank. Wie war wohl der Spielstand?
Bild von Nikos und Frank
Nikos und Frank.
Siegerehrung
Die Siegerehrung. Professor van Herik, Martijn, Nikos und Frank
Ein Bild vom Red Brick in Tilburg
Der Veranstaltungsort, der "Red Brick". Keine Idee woher der Name kommt ;)
Bild einer Kirche fast verdeckt durch Nebel
Weniger Photos als üblich wegen des typischen Novemberwetters
Hunderte Fahrräder auf einem Parkplatz
Fahräder sind in Tilburg sehr beliebt